Der Sonntag gehört uns!

Mein Sonntag © johannwagner.photos

Die Allianz für den freien Sonntag kämpft für den arbeitsfreien Sonntag und startet eine neue Initiative gegen die Aufweichung der Wochenendruhe. Enthalten: Ein dringender Appell an die künftige Regierung

Den “Blue Monday” besangen einst New Order, “Ruby Tuesday“ wurde von den Rolling Stones beschworen und das “Saturday Night Fever” der Bee Gees läutete die Disco-Welle ein. Wochentage und ihre unterschiedlichen Wahrnehmungen beschäftigen uns Menschen, seitdem es so etwas wie eine Wocheneinteilung überhaupt gibt. Bereits in Urzeiten orientierten sich die Menschen am Mond, irgendwann erwuchs daraus die Einteilung der Woche in sieben Tage. Den Sonntag als Feiertag haben wir übrigens Kaiser Konstantin zu verdanken, der ihn im Jahr 321  zum verpflichtenden Feiertag erklärte. Wir feiern also bald 1.700 Jahre arbeitsfreien Sonntag. Wenn es denn so weit kommt.

Eine Allianz für den Sonntag

Denn 2018 trat in Österreich ein Bundesgesetz in Kraft, welches das Arbeitszeitgesetz („AZG“), das Arbeitsruhegesetz („ARG“) und das Allgemeine Sozialversicherungsgesetz änderte (BGBl. I Nr. 53/2018). Damit wurde u.a. eine neue Bestimmung im ARG aufgenommen, die besagt, dass bei vorübergehend auftretendem besonderem Arbeitsbedarf durch Betriebsvereinbarung Ausnahmen von der Wochenend- und Feiertagsruhe an vier Wochenenden oder Feiertagen pro Arbeitnehmerin bzw. Arbeitnehmer und Jahr zugelassen werden können. Eine komplette „Aufweichung“ der Wochenendruhe droht, der Sonntag als letzter gemeinsamer arbeitsfreier Tag könnte bald der Vergangenheit angehören.

Die Allianz für den freien Sonntag setzt sich seit bald 20 Jahren für den arbeitsfreien Sonntag ein, derzeit besonders öffentlichkeitswirksam mit einer neuen Kampagne „Der Sonntag gehört mir!“. Diese Initiative erfährt breite Unterstützung – kirchliche wie auch gewerkschaftliche und Freizeit-Organisationen sind mit an Bord. Denn eins ist klar, gäbe es den freien Sonntag nicht mehr, wären wir alle die Verlierer.

Warum braucht es den freien Sonntag? Fünf gute Gründe

Gegner des freien Sonntags argumentieren gerne damit, dass es um die Gesamtarbeitszeit gehe und es egal wäre, welcher Tag der Woche frei wäre. Das ist aus mehreren Gründen falsch:

  1. Die meisten Familien haben nur den Sonntag als gemeinsame freie Zeit! Samstags wird fürs Wochenende eingekauft, die Organisation für die kommende Schulwoche erledigt u.v.m., da bleibt nur der Sonntag als letzter Tag, den Kinder mit Mama, Papa oder Familie gemeinsam in Entspannung verbringen können. #allezusammen
  2. Die Abschaffung des arbeitsfreien Sonntags und damit verbundene De-Strukturierung der Woche bedeutet für die Gesellschaft und alle Einzelnen hohe Kosten und erheblichen Mehraufwand, z.B. was Kinderbetreuung, öffentliche Sicherheit etc. betrifft.  #wirzahlendoppelt
  3. Viele Menschen üben am Sonntag Ehrenämter aus, gehen ihren Hobbies in Vereinen nach oder planen Veranstaltungen mit Freunden. Wenn der Sonntag als letzter, sicherer Tag für Gemeinsames wegbricht, fallen auch diese Aktivitäten weg. Eine Einschränkung des Ehrenamtes gefährdet sozialen Zusammenhalt und Gesellschaft. So sind z.B. 99 Prozent der Feuerwehren in Österreich ehrenamtlich organisiert.  #ihrfüruns
  4. Unser Leben beruhigt sich an Sonn- und Feiertagen, damit auch der Verkehr und die Umweltbelastung dadurch. Der Verkehr ist laut Umweltbundesamt Hauptverursacher bei den klimarelevanten Gasen. #sundays4future
  5. Sonntag ist der Tag der Glaubensausübung bzw. der Gottesdienste – das gilt für sehr viele der in Österreich vertretenen Religionen und Gläubigen. Das lässt sich weder verschieben noch einfach abschaffen. #meingott

Arbeit am Sonntag als Ausnahme

Die Allianz für den freien Sonntag betont, dass es notwendige Arbeiten gibt, die auch an Sonntagen getan werden müssen. Dazu zählen insbesondere das Gesundheitswesen, Pflege, Energieversorgung, Sicherheit oder öffentlicher Verkehr. Ausnahmen von der Wochenend- und Feiertagsruhe gibt es in Österreich bereits viele – nicht nur in den genannten, gesellschaftlich notwendigen Bereichen, sondern auch für Gastronomie oder Tourismus. Ausnahmen sollten aber klar begrenzt bleiben, weil sonst tief in das gesellschaftliche Gefüge eingegriffen und die soziale Balance verändert wird.

Ein Auftrag für die künftige Regierung

Sonn- und Feiertage sind Tage der Muße und der Erholung, die für alle Menschen in unserer Gesellschaft einen unverzichtbaren Wert darstellen. Sie sind Familien- und Beziehungstage, Tage der Begegnung und Gemeinschaft und des privaten und zivilgesellschaftlichen Engagements. In Zeiten steigender Arbeitsbelastung und Flexibilisierung gewinnen Sonn- und Feiertage eminent an Bedeutung. Diese Möglichkeit soll letztlich auch im Interesse des Staates am gesellschaftlichen Zusammenhalt, für alle bestehen bleiben. Der arbeitsfreie Sonntag, mit seiner hohen Bedeutung für die gesamte Gesellschaft, muss weiterhin gelebt werden können. Seine gesetzliche Verankerung ist ein Eckpfeiler der österreichischen Zeitkultur. Darum fordert die Allianz für den freien Sonntag die Rücknahme der Ausnahmeregelung (4 Sonn-/Feiertage pro Jahr und ArbeitnehmerIn) im Arbeitsruhegesetz (ARG), die mit 1.9.2018 in Kraft getreten ist.

Übrigens: Vor einigen Jahren ergab eine Online-Forschung der University of Vermont, dass wir Menschen am Sonntag am glücklichsten sind. Und – Überraschung! – am Montag sind wir am zweitglücklichsten, denn da erinnern wir uns noch an das schöne Wochenende, an zwei Tage Freizeit. Ein weiteres Argument dafür, dass uns der gemeinsame freie Sonntag unbedingt erhalten bleiben muss.

Die Allianz für den freien Sonntag ist ein Bündnis aus über 50 Organisationen aus Kirche, Gewerkschaften und Zivilgesellschaft.

www.meinsonntag.plus, facebook: @arbeitsfreier.Sonntag, instagram: #meinsonntag

Autorin

D. Ebeert © J. Godany

Mag.a Daniela Ebeert,
MBA leitet die Kommunikation in der ksoe und ist Co-Koordinatorin der Allianz für den freien Sonntag